von Erwachsenen
Finanzielle Praktiken unterwegs: Sektionstagung Erwachsenenbildung an der Uni Koblenz
15. September 2025, von Klaus Buddeberg

Foto: DGfE/Uni Koblenz
Unter dem Titel „Finanzielle Praktiken von Erwachsenen in angespannten ökonomischen Situationen“ stellt Klaus Buddeberg auf der Jahrestagung der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE Ergebnisse vor.
Aus dem Abstract:
Im Rahmen der Ampelkoalition hoben das BMBF und das Bundesministerium der Finanzen eine Initiative für Finanzielle Bildung aus der Taufe. Der Beitrag setzt sich zunächst mit den Ausgangspositionen dieser Initiative auseinander. Sie intendiert eine Finanzbildungsstrategie, wie sie durch die OECD angemahnt wurde. Die Initiative geht aus Sicht von Kritiker:innen jedoch zu pauschal davon aus, dass in der Bevölkerung grundsätzlich finanzielle Spielräume bestünden, die es ermöglichten, die durch den aktivierenden Sozialstaat geforderte eigenverantwortliche Lebens- und Altersplanung zu realisieren. Sie unterstelle damit finanzielle Spielräume auch dort, wo diese gar nicht vorhanden seien. Andere Kommentare weisen auf den letztlich schwach ausgebildeten Bildungskern der Initiative hin.
Die Forderung nach finanzieller Bildung drückt zumindest implizit die Annahme aus, dass sich finanzielle Notlagen durch entsprechende individuelle Kenntnisse vermeiden lassen. Im Umkehrschluss lässt das die Position zu, dass Personengruppen in angespannten finanziellen Lagen (wie z.B. Arbeitslose, Geringverdienende, Alleinerziehende) durch Passivität in finanziellen Belangen für ihre Lebenssituation selbst verantwortlich seien (blaming the victim). Auf Basis der Daten des ersten Cycles der PIAAC Studie konnte jedoch gezeigt werden, dass gerade ökonomisch vulnerable Gruppen bei der alltäglichen Beschäftigung mit Finanzen überdurchschnittlich aktiv sind.
Der vorgesehene Beitrag greift diese Frage aus Basis der aktuellen PIAAC Studie erneut auf und betrachtet das finanzielle Alltagshandeln verschiedener Bevölkerungsgruppen im Vergleich der in der Studie untersuchten deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und Schweiz. Die Interpretation der Ergebnisse bezieht den Forschungsstand der Kompetenzdiskussion mit ein, demzufolge eine enge Verbindung zwischen domänenspezifischen Kompetenzen und entsprechenden alltags- und berufsbezogenen Praktiken vorliegt und identifiziert so Adressat:innen für finanzielle Bildungs- und Beratungsangebote.
Auf diese Weise werden Anregungen für tatsächliche Bildungsbedarfe gegeben, die aber den engeren Bereich der finanziellen Bildung überschreiten und auch Inhalte einer breiter angelegten kritischen Verbraucher:innen-Bildung oder ökonomischen Bildung umfassen können.