Lehrlabor Lehrerprofessionalisierung 2.0
Ressourcen- und Handlungsorientierung in der Analyse von Schülertexten
Innerhalb des Vorhabens soll das Konzept für ein Seminar erarbeitet werden, das sowohl an der Fakultät für Erziehungswissenschaft als auch im Rahmen der Lehre innerhalb der Germanistischen Linguistik angeboten wird. Das Herz- und Verbindungsstück dieser Lehrveranstaltung liegt in einem digitalisierten Korpus von Schülertexten, anhand derer Studierende einen ressourcenorientierten Umgang mit schülerseitigen Texten im Unterricht einnehmen lernen. Das Korpus wird erstellt auf Basis bereits erhobener Daten aus unterschiedlichen Jahrgangsstufen und Unterrichtfächern. Besonderes Augenmerk der Kompilierung liegt auf den wesentlichen Handlungsformen, die im Unterricht eine zentrale Rolle spielen, wie etwa das Beschreiben, das Begründen, das Erklären, das Argumentieren. Neben der Korpuskompilierung ist eine weitere Datenaufbereitung erforderlich, die ein Annotationsschema vorsieht, mit dem sowohl textuelle Strukturen als auch konkrete sprachliche Realisierungsformen erfasst werden können. Die Erstellung eines beispielgestützten Manuals dient der fundierten Grundlegung der Seminardurchführung und zielt auf die nachhaltige Nutzung auch unter fachdidaktischen Gesichtspunkten.
Ziele
Ziel ist es, eine im Rahmen von ProfaLe erstellte Sammlung von Schülertexten, die in sprachlich-heterogenen Unterrichtskonstellationen gewonnen wurden, für die studentische Aneignung eines ressourcenorientierten "alltäglichen diagnostischen Blicks" in der Lehre fruchtbar zu machen. Zu diesem Zweck sollen die Texte zu einem digitalen Korpus kompiliert werden. Die Studierenden werden in der Arbeit mit dem digitalen Korpus angleitet und lernen, eine ressourcenorientierte Perspektive auf die Texte zu entwickeln. Ressourcenorientierung bezieht sich auf die sprachlichen Ressourcen (i.S.v. Heteroglossie oder Sprachrepertoire), die dem bzw. der Schüler:in zur Verfügung stehen, wenn er oder sie einen Text im oder für den Unterricht produziert und damit sprachliche Handlungsziele verfolgt.
Fragestellung
Zwei Fragen sind dabei leitend:
- Wie geht der bzw. die Schüler:in mit der jeweiligen Aufgabenstellung um?
- Auf welche sprachlichen Ressourcen greift er oder sie bei der Textproduktion zurück?
Durch die angestrebte Ressourcenorientierung in der Analyse soll der Blick geöffnet werden für die individuellen und unterschiedlichen Zugänge ohne diese unmittelbar einer Bewertung zu unterziehen. Auf diese Weise können die implizit zugrunde gelegten (Normalitäts-) Vorstellungen zum Reflexionsgegenstand in der Lehre gemacht, mit Anforderungen der Bildungspläne in den Fächern für die verschiedenen Schulformen und -stufen in Beziehung gesetzt werden und so offengelegt und zur Diskussion gestellt werden.
Lehrkonzept
Ausgehend von den positiven Erfahrungen und Evaluierungen zweier doppelperspektivischer Lehrveranstaltungen (erziehungswissenschaftlich/ sprachwissenschaftlich) wird die Idee fortgeführt, Lernziele, die sich für das Lehramtsstudium aus den Erkenntnissen der Interkulturellen Erziehungswissenschaft sowie der Germanistischen Sprachwissenschaft für einen sprachbildenden Fachunterricht ergeben, in Lehrveranstaltungen der Erziehungs- bzw. der Sprachwissenschaften sowie im interdisziplinären MA MOTION umzusetzen und hierbei auch die "digital literacy" der Studierenden weiterzuentwickeln. Die Lehrenden bereiten Studierende auf Annotationstätigkeiten vor und leiten die Reflexionen an. Ein wichtiger Teil der Annotationsphasen ist die Reflexion der Annotationskriterien und des Annotationsprozesses. In den konkreten Annotationstätigkeiten werden die Studierenden daher von studentischen Tutor:innen unterstützt, im Rahmen regelmässiger Sprechstunden und digital unterstützer Moderation der Inter-Annotator-Agreements.
Ziel der Annotation ist es, gemeinsam einen digitalen Korpus zu kompilieren, der Schüler*innentexte mit Fokus auf die rekonstruierbaren Ausdrucksbedürfnisse betrachtet und darüber ihre Potenziale und Fördermöglichkeiten aufzeigt. Die Annotation bildet die Grundlage einer exemplarischen Studie.
Verstetigung
Die erstellten Materialen werden nach Validierung und Evaluation im Zentrum für nachhaltiges Forschungsdatenmanagement der UHH archiviert und zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt. Das Manual wird es ermöglichen, dass auch andere Lehrende das im Lehrlabor entwickelte Seminar anbieten. In der Nachnutzung können Lehrende auch zusätzlichen, eigenen Fragen nachgehen, z.B. können die Texte in Lehrveranstaltungen eingesetzt werden, um Schüler:innenvorstellungen zu fachlichen Gegenständen zu rekonstruieren.
Projektteam
Projektdauer
1.4.2024 - 30.3.2025