„Willkommen an Bord“Wie kann man Menschen unterstützen, ihren "Platz auf der Welt" zu finden?Vera Braun verstärkt die Erziehungswissenschaft
3. September 2024
Foto: Universität Konstanz/Ulrike Sommer
Dr. Vera Braun ist von der Universität Konstanz nach Hamburg gekommen und tritt eine Junior-Professur an der Fakultät für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Wirtschaftspädagogik an. Im Interview erzählt sie von ihrem Weg nach Hamburg, ihrer Forschung im internationalen Kontext und worauf sie sich in Hamburg freut.
Ihr Weg als Wissenschaftlerin in fünf Sätzen?
Dieser Weg verlief, bis er mich nun nach Hamburg führte, an der Universität Konstanz. Während meines Bachelors in Wirtschaftswissenschaften habe ich im Zuge der Wahl einer Vertiefung die Wirtschaftspädagogik für mich entdeckt. Auf den Master in Wirtschaftspädagogik folgte die Promotion, die sich mit der Wertschätzung beruflicher Bildung in meritokratisch geprägten Gesellschaften auseinandersetzte. Hierbei lag ein Schwerpunkt auf der Ukraine, in der das meritokratische Leistungsprinzip seit der Unabhängigkeit gefördert wird. In meiner anschließenden Zeit als Post-Doc beschäftigte ich mich neben weiterführenden Themen in Zusammenhang mit meiner Dissertation mit den T Levels und beruflicher Lehrerbildung in England und mit dem Thema Studienabbruch und anschließende duale Berufsausbildung.
Wie beschreiben Sie Ihr Forschungsgebiet in wenigen Sätzen?
Meine Forschung nimmt primär Makrothemen der beruflichen Bildung in den Blick. Sie verfolgt eine international vergleichende Perspektive und stellt die Verbindung zwischen, einerseits, großen gesellschaftlichen Zusammenhängen sowie dadurch vorgegebene Lebensbedingungen und, andererseits, Individuen sowie ihren Biografien her.
Wie erklären Sie Ihre Forschung ganz einfach verständlich?
Was mich antreibt, ist die Frage danach, wie man Menschen darin unterstützen kann, ihren „Platz auf der Welt“ zu finden. Dazu gehört die Frage danach, wie Menschen einen passenden Bildungsweg und einen passenden Beruf finden. Häufig, gerade auch international, wird eine berufliche Ausbildung als schlechtere Alternative gegenüber einem Studium bewertet. Ich frage danach, weshalb dem so ist und wie man damit umgehen kann, denn oftmals beeinflusst dieses Urteil Bildungs- und Berufsentscheidungen.
Zu welchen aktuellen gesellschaftlichen Themen oder Herausforderungen möchten Sie Ihre wissenschaftliche Expertise beitragen (und wie)?
Beitragen möchte ich zur Unterstützung bei der individuellen Berufsorientierung und zur Herausforderung des Mangels an beruflich qualifizierten Fachkräften.
Worauf dürfen Studierende sich freuen oder gespannt sein?
Mein Ziel ist es, dass Studierende in einer wertschätzenden, produktiven und entspannten Umgebung Neues lernen und entdecken können und Raum haben für gewinnbringende Diskussionen. Sie dürfen sich darauf freuen, herausgefordert zu werden, „Wahrheiten“ zu reflektieren und angespornt zu werden, eigene Überzeugungen zu entwickeln. Dabei soll der Blick auf das große Ganze, in dem sie als Lehrkräfte eingebunden sein werden, Motivationspotenziale freisetzen.
Wie sieht Ihre internationale Zusammenarbeit aus, mit welchen Universitäten oder Institutionen arbeiten Sie zusammen?
Ich habe bislang mit Partnern aus Hochschulen in der Ukraine, Spanien und Österreich zusammengearbeitet. Besonders interessiert bin ich an Kooperationen mit osteuropäischen Ländern, die meines Erachtens in unserer Forschungscommunity bislang unterrepräsentiert sind. Im Rahmen der Juniorprofessur möchte ich zudem im Rahmen eines Drittmittelprojekts die etablierten Kontakte und Partnerschaften der Universität nutzen und vertiefen.
Worauf freuen Sie sich in Hamburg?
Ich freue mich darauf, auf verschiedenen Ebenen großartige Menschen kennenzulernen, auf vielfältige Möglichkeiten zusammenzuarbeiten, mich einzubringen und gleichzeitig meinen beruflichen und universitären Horizont zu erweitern und in neue Aufgaben hineinzuwachsen.
Als Pflanze aus einer kleinen Stadt im Süden freue mich auf das Großstadtleben und das Kennenlernen der „nordischen Lebensart“. Ich freue mich auf die Elbe, die Fleets, das Grüne der Stadt, neue Sportarten auszuprobieren und generell die Flexibilität und Spontanität, die hier alltäglich sind. Es gibt viel zu entdecken!