Wohnungskrise und Obdachlosenunterbringung in den 70er Jahren
Wann: Di, 09.12.2025, 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr
Wo: Von-Melle-Park 8, 20146 Hamburg, Raum 05
Dienstag, den 09. Dezember 2025:
Wohnungskrise und Obdachlosenunterbringung in den 70er Jahren – Gemeinwesenarbeit als Ansatz sozialer Intervention gegen ein zutiefst unmenschliches sozialstaatliches Bestrafungssystem
Von 1962 bis 1975 war von der Hamburger Sozialbehörde in der Victoria Kaserne in Hamburg Altona eine Wohnunterkunft für Familien gegründet worden, die nicht aus eigener Kraft aus Nachkriegsbaracken und sog. „Nissenhütten“ herausgefunden und solchen, die später ihre Wohnung verloren hatten. Auf engstem Raum wohnten dort bis zu 1.500 Personen, darunter viele Kinder. Die Bewohner*innen wurden stigmatisiert und diskriminiert. Anfang der 1970er-Jahre taten sich Studierende und Lehrende des Sozialpädagogischen Zusatzstudiums der Universität zusammen, informierten die Bewohner*innen über ihre Rechte, organisierten Versammlungen, Feste, Öffentlichkeitsarbeit und soziale Aktivitäten. So wurde die „Gemeinwesenarbeit Eggerstedtstraße“, eine Vorläuferin der heutigen GWA St. Pauli, zu einem wichtigen Akteur im „Wohnlager“. Als es ab 1972 aufgelöst werden sollte, wurden die dort lebenden Bewohner*innen mit in der damaligen sozialen Arbeit ungewöhnlichen Methoden unterstützt, sich nicht in andere bestehende Unterkünfte übersiedeln zu lassen, sondern normale Wohnungen, z.B. in Ottensen und St. Pauli Süd, beziehen zu können.
Bei unserer Veranstaltung berichtet Josef Bura (damals Lehrender an der Uni Hamburg) von diesen Entwicklungen und ihren spezifischen Ansätzen der Gemeinwesenarbeit. Dazu zeigen wir Ausschnitte des Films „RAUS“ von Achim Buttmann, der diese Zeit dokumentiert hat. Anschließend wollen wir Kontinuitäten und Veränderungen von Sozialpädagogik und Gesellschaft seit dieser Zeit diskutieren.
Referent: Josef Bura
Näheres zum Kolloquium
Krisen und Konflikte – historische und aktuelle Perspektiven der Sozialpädagogik
Krisen und Konflikte prägen gesellschaftliche Entwicklungen ebenso wie individuelle Lebensverläufe und nicht zuletzt die Sozialpädagogik und ihre Organisationen selbst. In der Sozialpädagogik und in der gesamten Sozialen Arbeit stellen Krisen und Konflikte zentrale Bezugspunkte professionellen Handelns dar: ob in der Begleitung von Menschen in biografischen Übergängen, in der Auseinandersetzung mit sozialen Ungleichheiten oder in der Reaktion auf globale Herausforderungen wie Wohnungsnot, Klimakrise und Militarisierung.
Das Kolloquium im Wintersemester 2025/26 widmet sich mit Bezug zu ausgewählten Krisen und Konflikten der Frage, wie Soziale Arbeit im Laufe ihrer Geschichte mit Krisensituationen umgegangen ist und welche aktuellen Konfliktlagen möglicherweise neue professionelle Antworten erfordern. In den Vorträgen und Diskussionen sollen historische Linien sichtbar gemacht, theoretische Zugänge reflektiert und gegenwärtige Handlungsansätze beleuchtet werden.
Studierende, Lehrende sowie Interessierte der Universität Hamburg sind herzlich eingeladen, sich einzubringen, mitzudiskutieren und neue Perspektiven für Forschung, Praxis und Studium zu gewinnen.