Kolloquium des Arbeitsbereichs
Der Arbeitsbereich Sozialpädagogik veranstaltet jedes Semester eine Veranstaltungsreihe zu unterschiedlichen Inhalten der Sozialpädagogik und Kinder- und Jugendhilfe. Meist sind diese Reihen mindestens fakultätsöffetnlich. Hier finden Sie das Programm für das Wintersemester 2025/26.
Krisen und Konflikte – historische und aktuelle Perspektiven der Sozialpädagogik
Krisen und Konflikte prägen gesellschaftliche Entwicklungen ebenso wie individuelle Lebensverläufe und nicht zuletzt die Sozialpädagogik und ihre Organisationen selbst. In der Sozialpädagogik und in der gesamten Sozialen Arbeit stellen Krisen und Konflikte zentrale Bezugspunkte professionellen Handelns dar: ob in der Begleitung von Menschen in biografischen Übergängen, in der Auseinandersetzung mit sozialen Ungleichheiten oder in der Reaktion auf globale Herausforderungen wie Wohnungsnot, Klimakrise und Militarisierung.
Das Kolloquium im Wintersemester 2025/26 widmet sich mit Bezug zu ausgewählten Krisen und Konflikten der Frage, wie Soziale Arbeit im Laufe ihrer Geschichte mit Krisensituationen umgegangen ist und welche aktuellen Konfliktlagen möglicherweise neue professionelle Antworten erfordern. In den Vorträgen und Diskussionen sollen historische Linien sichtbar gemacht, theoretische Zugänge reflektiert und gegenwärtige Handlungsansätze beleuchtet werden.
Studierende, Lehrende sowie Interessierte der Universität Hamburg sind herzlich eingeladen, sich einzubringen, mitzudiskutieren und neue Perspektiven für Forschung, Praxis und Studium zu gewinnen.
Die Veranstaltungen finden jeweils von 18:15-19:45 Uhr im Von-Melle-Park 8, Raum 05 statt.
Dienstag, den 25. November 2025:
Nachhaltig, ökologisch-kritisch oder sozialökologisch? Wohin bewegt sich die Soziale Arbeit in Zeiten der Klimakrise?
Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Klimakrise wird international und im deutschsprachigen Raum intensiv diskutiert, allerdings fehlt bislang eine klare Ausrichtung trotz großer Einigkeit über die Bedeutung des Themas. Unterschiedliche Begriffe und Konzepte stehen im Raum, deren Abgrenzung und Praxisimplikationen noch offen sind. Ingo Stamm beleuchtet in seinem Vortrag die aktuellen Ansätze, hebt Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor und zeigt erste Schritte für eine veränderte Praxis auf.
Referent: Ingo Stamm
Dienstag, den 09. Dezember 2025:
Wohnungskrise und Obdachlosenunterbringung in den 70er Jahren – Gemeinwesenarbeit als Ansatz sozialer Intervention gegen ein zutiefst unmenschliches sozialstaatliches Bestrafungssystem
Von 1962 bis 1975 war von der Hamburger Sozialbehörde in der Victoria Kaserne in Hamburg Altona eine Wohnunterkunft für Familien gegründet worden, die nicht aus eigener Kraft aus Nachkriegsbaracken und sog. „Nissenhütten“ herausgefunden und solchen, die später ihre Wohnung verloren hatten. Auf engstem Raum wohnten dort bis zu 1.500 Personen, darunter viele Kinder. Die Bewohner*innen wurden stigmatisiert und diskriminiert. Anfang der 1970er-Jahre taten sich Studierende und Lehrende des Sozialpädagogischen Zusatzstudiums der Universität zusammen, informierten die Bewohner*innen über ihre Rechte, organisierten Versammlungen, Feste, Öffentlichkeitsarbeit und soziale Aktivitäten. So wurde die „Gemeinwesenarbeit Eggerstedtstraße“, eine Vorläuferin der heutigen GWA St. Pauli, zu einem wichtigen Akteur im „Wohnlager“. Als es ab 1972 aufgelöst werden sollte, wurden die dort lebenden Bewohner*innen mit in der damaligen sozialen Arbeit ungewöhnlichen Methoden unterstützt, sich nicht in andere bestehende Unterkünfte übersiedeln zu lassen, sondern normale Wohnungen, z.B. in Ottensen und St. Pauli Süd, beziehen zu können.
Bei unserer Veranstaltung berichtet Josef Bura (damals Lehrender an der Uni Hamburg) von diesen Entwicklungen und ihren spezifischen Ansätzen der Gemeinwesenarbeit. Dazu zeigen wir Ausschnitte des Films „RAUS“ von Achim Buttmann, der diese Zeit dokumentiert hat. Anschließend wollen wir Kontinuitäten und Veränderungen von Sozialpädagogik und Gesellschaft seit dieser Zeit diskutieren.
Referent: Josef Bura
Dienstag, den 13. Januar 2026:
Walking the line: Soziale Arbeit und Militarisierung in Zeiten politischer Spannungen
Teaser zu dieser Veranstaltung wird noch veröffentlicht.
Referentin: Catharina Nickel
Montag, den 26. Januar 2026:
Die Krise der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext wachsender gesellschaftlicher Konflikte
Nikolaus Meyer und Elke Alsago stellen empirische Befunde einer aktuellen Studie vor. Sie verdeutlichen Zusammenhänge zwischen institutionellen, sozialen und politischen Krisen. Insbesondere die Corona-Pandemie, ökonomische und soziale Krisen sowie gesellschaftliche Spannungen wirken sich auch auf die Kinder- und Jugendhilfe aus und vice versa. Die Krise der Kinder- und Jugendhilfe ist so als Resonanzraum gesamtgesellschaftlicher Krisen zu verstehen. In der Veranstaltung werden die Autor*innen der Studie diese Zusammenhänge empirisch wie theoretisch beschreiben und wir wollen gemeinsam mit ihnen diskutieren, inwieweit in diesen Krisen und Konflikten auch historische Kontinuitäten sichtbar sind und wie ein aktueller Umgang der Sozialpädagogik damit aussehen könnte.
Referent*in: Nikolaus Meyer & Elke Alsago
Zum Plakat der Veranstaltungsreihe im Wintersemester 2025/26: download
Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an stefan.köngeter"AT"uni-hamburg.de