Professur für Berufspädagogik besetztTechnologiebasierte Kompetenzerfassung und -förderung in der BerufspädagogikProf. Dr. Felix Walker im Gespräch
25. August 2021
Foto: Felix Walker
Prof. Dr. Felix Walker verstärkt seit einigen Wochen den Arbeitsbereich Berufs- und Wirtschaftspädagogik auf der Professur für Berufspädagogik (Schwerpunkt technische Berufe). Im Interview erzählt er als neues Fakultätsmitglied von seinem Weg nach Hamburg, der Forschung und wie technische Neuerungen Eingang in das berufspädagogische Studium finden können.
Ihr Weg als Wissenschaftler in fünf Sätzen?
Nach meinem Studium der Ingenieurpädagogik habe ich mit einer Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft meine Doktorarbeit an der Universität Duisburg-Essen zum Experimentierenden Lernen um Technikunterricht begonnen. Anschließend leitete ich eine Arbeitsgruppe an der Universität Stuttgart im BMBF-Förderprogramm ASCOT zur Erfassung berufsfachlicher Kompetenzen am Ende der beruflichen Erstausbildung. Während dieses Projektes erhielt ich einen Ruf an die Technische Universität Kaiserslautern (TUK) für die Professur Fachdidaktik in der Technik, an der ich meine Forschungsinteressen im Bereich der Kompetenzmessung und -förderung sowie meine Lehreinheit weiter ausbauen konnte. Parallel dazu vertrat ich die Professur für Berufspädagogik/Technikdidaktik an der Universität Kassel. Nach einigen abgelehnten Rufen bin ich dem Ruf für die Professur Berufspädagogik der Universität Hamburg gefolgt.
Was war ausschlaggebend für Ihre Entscheidung, an die Uni Hamburg zu kommen?
Ausschlaggebend für die Rufannahme waren die exzellenten Kooperationsmöglichkeiten mit Kolleginnen und Kollegen an der Fakultät für Erziehungswissenschaft und die Neubesetzung der Professur für Wirtschaftspädagogik. Diese Konstellation eröffnet den Auf- und Ausbau interdisziplinärer Forschung auf höchstem Niveau innerhalb der Fakultät sowie universitätsübergreifend.
An welchen Forschungsthemen arbeiten Sie derzeit?
Meine Forschungsschwerpunkte liegen in der technologiebasierten Erfassung und Förderung (berufs-)fachlicher Kompetenzen auf unterschiedlichen Ebenen des Berufsbildungssystems. Beispielsweise geht es im DFG-Projekt namens LeteEx darum, im schulischen Technikunterricht (Arbeitslehre) zu beobachten, wie sich technisches Wissen bei Schülerinnen und Schülern entwickelt und welche Bedeutung den Experimenten sowie dem Interesse der Lernenden zukommt. Ein weiterer wichtiger Forschungsbereich ist die technologiebasierte Kompetenzdiagnostik in der beruflichen Erstausbildung, hier laufen derzeit zwei BMBF-Projekte, welche in Deutschland einzigartig sind. Computersimulationen, Augmented Reality, Videovignetten und Log-Daten stellen nur einige der Technologien dar, welche in diesen Projekten Anwendung finden.
Die Erfassung professioneller Kompetenz im Bereich der industriellen Datenanalyse verfolge ich derzeit mit dem Projekt AKKORD, wo auch ein Transfer in die Unternehmenspraxis (z.B. Volkswagen und Miele) stattfindet. Die videobasierte Erfassung professioneller Kompetenz von (angehenden) Berufsschullehrkräften wird im Rahmen meines Projektes pro-Kom-Lab vorgenommen.
Was erwarten Sie von den Studierenden und von sich selbst innerhalb der Lehre?
In der Lehre achte ich auf eine praxisgerechte Themenwahl, eine wissenschaftsorientierte sowie verständliche Darstellung der Inhalte, eine positive Lernatmosphäre und auf eine rege Beteiligung der Studierenden. Ich bin davon überzeugt, dass die Qualität der Lehrerbildung entscheidend davon abhängt, ob in der Lehre auf unterrichtsrelevante und empirisch belastbare Theorien zurückgegriffen werden kann. Hierfür ist es wichtig, den Studierenden zunächst die unterschiedlichen Ansätze der Fachdidaktik als Teil der Berufspädagogik gewerblich-technischer Fächer vor- bzw. darzustellen, um es ihnen zu ermöglichen, die einzelnen Theorien vergleichend gegenüberzustellen. Im weiteren Studium gilt es die Studierenden dazu zu befähigen, empirische Befunde kritisch zu hinterfragen und auf das eigene Studienfach zu übertragen.
Zu welchen aktuellen gesellschaftlichen Themen oder Herausforderungen möchten Sie Ihre wissenschaftliche Expertise beitragen (und wie)?
Für mich steht der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse und technologischer Neuerungen des betrieblichen und berufsschulischen Ausbildungspersonals in allen Phasen, das heißt vom Studium bis zur Ausbildungspraxis im Fokus. Die technologischen Neuerungen im Bereich „Industrie 4.0“ und nicht zuletzt die Pandemie stellen große Herausforderungen an die fachlichen und fachdidaktischen Kompetenzen des Ausbildungspersonals in Betrieben und berufsbildenden Schulen, welche bislang nur sehr begrenzt in die Ausbildungspraxis Eingang finden. Ich möchte einen Beitrag leisten, diese Herausforderungen zu begleiten, indem wir diese Kompetenzen zum Beispiel durch Fortbildungen (betrieblich oder schulisch) oder durch fachdidaktische Veranstaltungen im Studium aufbauen und Konzepte bereitstellen, die in der Praxis Anwendung finden.
Womit verbringen Sie Ihre Freizeit?
Mit Radeln (Rennrad und Downhill), nun in Hamburg auch wieder Surfen und Segeln, und Freunden und Kultur (sofern die Pandemie es zulässt).
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin einen guten Start an der Fakultät!