Die Fakultät für Erziehungswissenschaft trauert um Professor Dr. Johannes Bastian
15. April 2025

Foto: Pixabay/EvgeniT
Wir trauern um
Professor Dr. Johannes Bastian
* 30. März 1948 † 2. April 2025
Professor Dr. Johannes Bastian hat sich für die Universität Hamburg und die Fakultät für Erziehungswissenschaft in der Schulentwicklungsforschung und Lehrerbildung in Forschung und Lehre sowie als Leiter des Zentrums für Schulpraxis große Verdienste erworben.
Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.
Das Dekanat der Fakultät für Erziehungswissenschaft
Nachruf auf Prof. Dr. Johannes Bastian
Am 2. April 2025 ist der Schulpädagoge Johannes Bastian kurz nach seinem 77. Geburtstag in Hamburg verstorben. Johannes Bastian hat an der Universität Hamburg ein Lehramtsstudium absolviert und promovierte dort 1977 mit einer Arbeit über die Realisation lernprozessorientierten Lehrens in der Eingangsphase der Lehrkräftebildung. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Lehrer an einer Hamburger Haupt- und Realschule war er an der Universität Hamburg, Fachbereich Erziehungswissenschaft, zunächst Hochschulassistent (1982 bis 1988) und später Akademischer Rat (1988 bis 1997). Seit 1997 hatte er dort eine Professur für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkten im Bereich der Pädagogik der Sekundarstufen und der Schulentwicklungsforschung inne.
Den zentralen Schwerpunkt der akademischen Arbeit von Johannes Bastian bildete die Frage, wie Lehrkräfte ihren Unterricht im Interesse von Schülerinnen und Schülern gestalten und verändern können. Dabei orientierte er sich an dem Leitbild eigenverantwortlich denkender und handelnder Schülerinnen und Schüler. Exemplarisch sind hier Arbeiten zum Projektlernen, zum selbstregulierten individuellen Lernen oder zum Feedback im Unterricht durch Schülerinnen und Schüler zu nennen. Die Frage, wie eine entsprechende Lernkultur entwickelt und wie Lehrkräfte dafür professionalisiert werden können, bildete einen wichtigen Bezugspunkt in der Forschung von Johannes Bastian. Auf Basis zahlreicher Forschungsprojekte hat er einen Ansatz unterrichtszentrierter Schulentwicklung entfaltet, der auf die Verbesserung des Lernens und Lehrens sowie entsprechender schulinterner Bedingungen zielt und darin eine gemeinsame Entwicklungsaufgabe für alle am Unterricht Beteiligten sieht. Parallel dazu hat Johannes Bastian einen spezifischen Hamburger Ansatz von Schulbegleitforschung entwickelt, der sich dadurch auszeichnet, Schulen durch kontinuierliche Bereitstellung von Forschungsergebnissen eng in ihrem Entwicklungsprozess zu begleiten. Auf diese Weise konnten Schulen einerseits in ihrer Arbeit vor Ort mit einem forschenden Blick unterstützt werden, andererseits lieferten diese Forschungsergebnisse die Grundlage für sehr bedeutende wissenschaftliche Beiträge, die zu einem vertieften Verständnis von Schulentwicklungsprozessen beigetragen haben.
Das Gesamtwerk von Johannes Bastian umfasst eine Vielzahl von Büchern und Aufsätzen, die sich durch eine klare Argumentation und eine verständliche Sprache auszeichnen und die sowohl in der Wissenschaft als auch in der Schulpraxis breit rezipiert werden. Die Absicht, den Dialog zwischen Wissenschaft und Schulpraxis zu intensivieren und Schulen fachlich anspruchsvolle, an ihrer Alltagspraxis orientierte Impulse zu geben, spiegelt sich auch in seinem herausragenden Einsatz für schulpädagogische Fachzeitschriften: Über mehrere Jahrzehnte hinweg (1989 bis 2019 bzw. 1989 bis 2018) hat Johannes Bastian die Zeitschrift PÄDAGOGIK (Beltz Verlag) und die Zeitschrift HAMBURG MACHT SCHULE (herausgegeben von der Behörde für Schule und Berufsbildung und dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung) maßgeblich redaktionell gestaltet und ihr jeweiliges Konzept fortlaufend weiterentwickelt. Es ist der Verdienst von Johannes Bastian, beide Zeitschriften als schulpädagogische Leuchttürme etabliert zu haben.
Die akademische Lehre hatte für Johannes Bastian denselben hohen Stellenwert wie die Forschung. Seine Vorlesungen und Seminare waren geprägt von hohen Leistungserwartungen, klaren Strukturen, Praxisnähe, wissenschaftlich reflektierter Auseinandersetzung mit der Schulpraxis und Verantwortungsübernahme durch die Studierenden. Es war diese Mischung gepaart mit seiner gewinnenden und wertschätzenden Art, durch die sich viele Studierende herausgefordert wie angesprochen fühlten. Auch um die die Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Qualifikationsphasen hat sich Johannes Bastian überaus verdient gemacht. Ihnen vermittelte er Forschung als inspirierenden und kollaborativen Prozess. Dadurch erzeugte er ein produktives Arbeitsklima, das zur eigenständigen wissenschaftlichen Leistung anspornte und das zugleich von seiner umfangreichen wissenschaftlichen Expertise profitierte.
Seine wissenschaftliche Expertise brachte Johannes Bastian nicht zuletzt in die Gestaltung und Profilierung der Hamburger Lehramtsstudiengänge ein. So hat er sich kontinuierlich in vielfältigen Projekten und in Gremien des Instituts für Schulpädagogik, des Fachbereichs Erziehungswissenschaft und der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft engagiert. Sein zentrales Ziel war, Professionalisierungsprozesse der Studierenden durch Verbindung von Theorie und Praxis zu stärken. Der Etablierung einer „Praxisbezogenen Einführung in das Studium der Erziehungswissenschaft“ in den 1970er Jahren folgte die Einführung des „Integrierten Schulpraktikums“ in den 1990ern, das durch ein anspruchsvolles Konzept der Einbeziehung von schulischen Lehrkräften in universitäre Lehrveranstaltungen zum Vorbild für spätere Entwicklungen wurde. Zudem gehört auch das Konzept der „Forschungswerkstätten“ zu den curricularen Entwicklungen, an denen Johannes Bastian großen Anteil hatte. In diesen Veranstaltungen bot er Studierenden die Möglichkeit, in enger Zusammenarbeit mit Hamburger Schulen erste eigene Forschungsvorhaben zu verwirklichen und die gewonnenen Erkenntnisse den Schulen zurückzumelden. In den Jahren 2001 bis 2003 übte Johannes Bastian das Amt des Prodekans für Studium und Lehre im Fachbereich Erziehungswissenschaft aus. Durch seine Aktivitäten und seine Ämter hat er sich großen Respekt und Anerkennung innerhalb des Fachbereichs bzw. der Fakultät und darüber hinaus erworben und insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Universität und Schulbehörde im Sinne einer wirkungsvollen und konsistenten Lehrkräftebildung entscheidend gestärkt.
Die Fakultät für Erziehungswissenschaft verabschiedet sich von einem stets kooperativen Kollegen, einem engagierten Wissenschaftler und inspirierenden Hochschullehrer, der die Schulpädagogik in Theorie und Praxis sowie die Lehrkräfteausbildung durch seine gewinnende Persönlichkeit und sein unermüdliches Engagement seit den 1980er Jahren maßgeblich mitgeprägt hat. Wir werden das Andenken an Johannes Bastian in Ehren halten und sein Vermächtnis fortführen.
Prof. Dr. Dagmar Killus, Prof. Dr. Eva Arnold und das Dekanat der Fakultät für Erziehungswissenschaft